Die Blutgefäße des Herzens
Unser Körper ist ständig in Bewegung und benötigt dafür viel Energie. Diese lebenswichtige Energie wird in unseren Zellen durch einen komplexen Stoffwechselprozess gewonnen. Bei diesem Vorgang werden Sauerstoff und Nährstoffe in Energie umgewandelt. Aber wie gelangen diese Substanzen zu unseren Zellen? Hier kommt das Blut ins Spiel, unser körpereigenes Liefersystem. Es transportiert Sauerstoff und Nährstoffe über ein weit verzweigtes Netzwerk von Blutgefäßen zu jeder einzelnen Zelle in unserem Körper. So wird sichergestellt, dass jede Zelle die benötigte Energie erhält, um ihre spezifischen Aufgaben erfüllen zu können.
Gesunde Blutgefäße sind somit ausschlaggebend für eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Die Reise des Blutes vom Herzen bis in die letzte Zelle: von Makro- bis Mikrozirkulation
Das Herz pumpt unentwegt Blut durch die Gefäße, damit der ganze Körper und damit auch alle Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Um dies zu ermöglichen, ist der gesamte Körper von einem Netzwerk aus elastischen Gefäßen durchzogen. Damit das Blut auch in die vom Herzen weit entfernten Körperteile gelangen kann, wird es mit Druck über den Blutkreislauf in die immer weiter verzweigten Blutgefäße verteilt bis hin in die Finger- und Fußspitzen.
Die Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den verschiedenen Teilen des Körpers. Sie sind stark und elastisch, um dem hohen Druck standzuhalten, der durch das Pumpen des Herzens erzeugt wird.
Die Venen führen sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen. Sie haben Klappen, die verhindern, dass das Blut zurück, also in die falsche Richtung fließt.
Die Makrozirkulation bezieht sich auf die Arterien und Venen, also die größeren, leitenden Blutgefäße des Kreislaufsystems. Sie transportieren Blut zu und von den Organen. Als Teil der Makrozirkulation versorgen die sogenannten epikardialen Arterien (auch Koronararterien genannt) das Herz mit Blut. Arterien verzweigen sich in kleinere Arterien, die bereits zur Mikrozirkulation gehören und eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks spielen.
Die Mikrozirkulation des Blutes beschreibt den Blutfluss in den kleineren Gefäßen, die den Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen, aber auch Abfallprodukten ermöglichen. Hierzu gehören auch die Arteriolen, welche zu den feinsten Gefäßen, den Kapillaren führen. Diese sind dünner als ein Haar, nur 5 Millionstel Meter im Durchmesser. Deshalb heißen sie auch „Haargefäße“ oder auf Lateinisch „Kapillaren“. Diese Gefäße sind besonders durchlässig, so dass durch sie Sauerstoff und Nährstoffe an das umliegende Gewebe abgegeben werden.
Die Gefäße am Herzen
Das Herz hat sein eigenes Netzwerk von Blutgefäßen, bekannt als die Koronararterien und -venen. Umgangssprachlich manchmal auch Herzgefäße genannt. Diese versorgen das Herzgewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Die Herzkranzgefäße (Koronararterien) entspringen der Aorta (Hauptschlagader) direkt nach deren Abgang aus der linken Herzkammer. Sie umgeben kranzförmig den Herzmuskel. Benannt sind sie nach der Lage ihrer Hauptstämme in der Herzkranzfurche – einer ringförmigen Vertiefung an der Außenseite des Herzens, welche die Grenze zwischen den beiden Vorhöfen und den Herzkammern markiert. Es gibt zwei große Koronararterien, die rechte Koronararterie und die linke Koronararterie, die sich im weiteren Verlauf verzweigen. Diese können aber bei einem Verschluss eines der Äste keinen ausreichenden Umgehungskreislauf bilden – der Verschluss einer Koronararterie bedeutet immer einen Herzinfarkt. Sind die Herzkranzgefäße verengt, spricht man von einer koronaren Herzkrankheit (kurz: KHK).
Die Koronarvenen sammeln das sauerstoffarme Blut aus dem Herzgewebe und führen es in den rechten Vorhof des Herzens zurück, von wo aus es zur Lunge transportiert wird, um erneut mit Sauerstoff angereichert zu werden.
Das Endothel
Alle Gefäße sind mit einer Schicht aus Endothelzellen ausgekleidet. Der Mensch hat ca. 1013 dieser Endothelzellen, mit denen die Fläche eines Fußballfeldes bedeckt werden könnte, also etwa 6000 bis 8000 m2. Das Endothel hat eine Schlüsselfunktion beim Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe und ist maßgeblich bei Steuerungsprozessen wie der Gefäßerweiterung, Gerinnungsvorgängen und lokale Endzündungsabläufen beteiligt.
Stickstoffmonoxid (NO): Ein kleines Molekül mit großer Wirkung
Der Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) wird im Endothel gebildet und übt zahlreiche positive Wirkungen in Blutgefäßen aus. Es gilt daher als gefäßschützender Faktor. Nachdem Wissenschaftler aus den USA „Stickstoffmonoxid als Signalmolekül im Herzkreislaufsystem“ entdeckt hatten und die Beteiligung von NO an vielen physiologischen Abläufen im Körper bekannt geworden war, wurde ihnen 1998 für diese Entdeckung der Nobelpreis verliehen.
Eine wichtige Wirkung von NO auf das Gefäßsystem ist die gefäßerweiternde Wirkung und die damit verbundene bessere Durchblutung. Dadurch wird nicht nur frühzeitig Gefäßschäden vorgebeugt, sondern aufgrund der weiter gestellten Gefäße wird der Druck, gegen den das Herz pumpen muss, verringert und somit auch das Herz entlastet.
Zusätzlich hemmt NO das Zusammenklumpen kleiner Gerinnungszellen und wirkt der Bildung von Ablagerungen an den Gefäßwänden entgegen. Bei Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose kann ein Mangel an NO vorliegen. Auch können vermehrt auftretende freie Radikale bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen das kleine Molekül zerstören und dessen Bildung hemmen.
Letzten Endes sind intakte Blutgefäße die Voraussetzung dafür, dass das Blut durch den gesamten Körper transportiert wird und ungestört zum Herzen zurückfließen kann. Bei der Gefäßgesundheit nimmt NO eine Schlüsselfunktion ein.
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